Polizeichor Essen
Der Polizeichor Essen — Über uns
Der Polizeichor Essen, 1922 gegründet, gehört mit seinen über einhundert aktiven Sängern zu den zahlenmäßig stärksten Männerchören innerhalb seines Berufsstandes.
Leistungsstärke und ‑güte des Polizeichores, die künstlerische Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Künstlern und bedeutenden Philharmonischen Orchestern zeichnen den Chor aus. Zahlreiche Fernseh- und Rundfunkproduktionen sowie europaweite Konzertreisen haben den Polizeichor überregional bekannt gemacht.
2003 übernahm Stephan Peller die musikalische Leitung des Chores. Er studierte Kirchenmusik und absolvierte ein Kapellmeisterstudium an der Folkwang Hochschule in Essen und an der Hochschule der Künste in Utrecht. Heute ist er auch als Dozent an den Musikakademien Trossingen und Heek im Rahmen von Fortbildungen des Deutschen Sängerbundes und des Internationalen Arbeitskreises Musik tätig.
Aus dem kulturellen Leben der Stadt Essen ist der Polizeichor nicht wegzudenken. Die traditionellen Frühlings- und Weihnachtskonzerte, die in der Philharmonie Essen stattfinden, gehören regelmäßig zu den Veranstaltungen, die bereits Wochen vorher ausverkauft sind.
Infobrett
Geprobt wird jeden Mittwoch von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr im Polizei-Clubhaus
Erreichbarkeit:
Polizeisportverein Clubhaus:
Musikalischer Leiter: Stephan Peller
Vorsitzende: Alfred Brede, Hans-Willi Scholten
Geschäftsführung: Rainer Stephan, Dieter Rheinisch
Finanzen: Hans Förster, Friedhelm von der Gathen
Organisation: Peter Nolten, Dr. Reinhold Peek
Pressearbeit: Reinhard Feldmann
Medien/Öffentlichkeit: Ulrich Geißler
Beisitzer: Ferdinand Häming, Christoph Kettermann, Hartmut Schlüter, Reiner Schmitz, Harald Schwarz
Noten: Gottfried Hoppe, Rudolf Klöckner, Peter Nolten, Klaus Tertünte, Günter Lattek
Stimmführer: Ferdinand Häming (1. Tenor), Dieter Peipe (2. Tenor), Robert Gugger (1. Bass), Jürgen Galbierz (2. Bass)
Stephan Peller, Chorleiter
Stephan Peller wurde am 18.07.1967 in Gelsenkirchen geboren .
Von 1986 bis 1991 absolvierte er ein Kirchenmusikstudium an der Folkwang Hochschule Essen und schloss dieses im Jahre 1991 mit dem A‑Examen ab.
Es folgte von 1991 bis 1993 ein Kapellmeisterstudium an der Folkwang Hochschule Essen, das er von 1993 bis 1997 an der Hochschule der Künste in Utrecht fortsetzte und im Jahre 1997 mit dem Kapellmeisterexamen abschloss.
Von 1993 bis 1995 fungierte er als A‑Kirchenmusiker in Gelsenkirchen. Die Schwerpunkte seiner Arbeit lagen in der Leitung der Kantorei und der Entwicklung von Kinderchorarbeit.
Seit 1995 ist er Kantor an der Erlöserkirche in Essen und Leiter des Essener Bachchores und befasst sich dabei vornehmlich mit der Erarbeitung weltlicher und geistlicher Chormusik aller Stilepochen.
Die Kooperation mit der Stiftung Zollverein, der christlich jüdischen Gesellschaft und der Neuen Philharmonie dokumentieren seine Präsenz in der Kulturlandschaft des Landes NRW.
Er befasst sich mit Instrumentation, Bearbeitung und Arrangement von Chorwerken in Abhängigkeit von praxisbedingten Möglichkeiten.
Er arbeitet als Dozent an den Musikakademien Trossingen und Heek im Rahmen von Fortbildungen des Deutschen Sängerbundes (DSB) und des Internationalen Arbeitskreises Musik (IAM). Besondere Schwerpunkte dieser Arbeit sind Probendidaktik, Schlagtechnik, Literaturauswahl (unter Berücksichtigung vielfältigster Chorgattungen), Kommunikationsabläufe im Chor (Probenanalysen und Überlegungen zur sozialen Funktion von Chorarbeit in der Gesellschaft).
Der Polizeichor Essen 1922
Die Geschichte des Polizeichores Essen reicht weit in die Vergangenheit, in eine Zeit relativer Ruhe zwischen zwei mörderischen Weltkriegen. Ausgerechnet in einer Gaststätte mit dem beziehungsreichen Namen „Zum fröhlichen Meineid“ fand im Jahre 1922 die Gründungsversammlung für den künftigen Polizeigesangverein statt. Man gab sich — dem Zeitgeist entsprechend — den Namen „In Treue fest“.
Kaum etwas ist aus dieser Zeit bekannt, man weiß lediglich, dass bis zum Jahr 1933 viele Konzerte gegeben und Konzertreisen unternommen wurden.
Nur wenige Fotos existieren aus der damaligen Zeit, die den Betrachter zu der Vermutung verleiten könnten, es habe sich damals um einen Männergesangverein nach dem gängigen Klischee gehandelt: Kräftige Männer mit „Vatermördern“, Schnauzbart, strammer Turnvater-Jahn-Haltung, sagenumwobenem Bierdurst und Stimmbändern wie Förderseile, die an der Theke mit Liedern wie „Heil, deutscher Rhein“ malträtiert wurden.
Ganz so ist es aber wohl nicht gewesen. Sicherlich war es zwar in jener Zeit noch nicht die Intention der Sangesgemeinschaft, Brücken zu schlagen zwischen Bürger und Polizei, wie es heute eines der Hauptanliegen der mehr als 80 Polizeichöre in Deutschland ist. Das Verhältnis zwischen Volk und ausführendem Staatsorgan vollzog sich damals auf einer grundsätzlich anderen Ebene als heute. Vielmehr war der neuerstandene Verein wohl eher als ein Zusammenschluss Gleichgesinnter aus einer bestimmten Berufsgruppe zu verstehen, die ein gemeinsames Hobby pflegen wollten.
Aber bereits im Jahre 1933 kam es zur Erlahmung der gesanglichen Tätigkeiten — wegen dienstlicher Überbeanspruchung nach offizieller Lesart. Man kann jedoch vermuten, dass sich die Gesangsvereinigung nicht für ideologische Zwecke vereinnahmen lassen wollte.
Eine traurige Bilanz ergab sich nach dem Ende des Krieges: Nur wenige Sänger waren dem gewaltsamen Inferno entgangen. Riesige Lücken hatten sich aufgetan, die sich nur schwer würden wieder schließen lassen. Die Nachkriegszeit bedeutete zudem für jeden Bürger zunächst einmal den Kampf um das tägliche Überleben, kein Gedanke an kontinuierliche Freizeitgestaltung und Pflege der Musen. Und so dauerte es bis 7 Jahre nach Kriegsende, dass sich nach langem Anlauf in den Reihen der neu aufgestellten Essener Polizei wieder Sangeswillige fanden, die sich mit einem Neubeginn des Polizeigesanges befassten und zu dessen Verwirklichung bereit waren.
Das geschah am 9. 6.1952. An diesem Tage verabredeten 14 Beamte in der Kantine des Polizeipräsidiums die Gründung des Polizeigesangvereins.
Zur ersten Chorprobe trafen sich bereits 37 am Gesang interessierte Polizeibeamte und übten mit Chorleiter Karl Eberhardt die ersten Lieder ein.
Auf Beschluss des Polizei-Sportvereins Essen wurden die Polizeisänger als selbständige Sparte in den Verein aufgenommen. Der 1.Vorsitzende des neuen Chores wurde Theodor Drayß (†2002), der dieses Amt fast 15 Jahre bekleidete.
Stolz berichtet dieser in der Zeitschrift des Polizei-Sportvereins vom ersten öffentlichen Auftreten der Polizeisänger im Essener Saalbau bereits am 13.07.1952, also gut einen Monat nach seiner Wiedergründung. Zwar kam der junge Chor noch nicht ganz ohne eine geringe Verstärkung durch Kollegen aus Köln und Wuppertal aus, meisterte aber seine Aufgabe hervorragend, was die Reaktion des Publikums bewies, das nach einer Zugabe verlangte. Jedoch war das Repertoire des Chores verständlicherweise nach der Darbietung von zwei Liedern erschöpft — „ein Zustand, der in Zukunft natürlich abgestellt wird“, wie Theodor Drayß grimmig anmerkte.
Am 11.12.1955 wurde das erste Weihnachtskonzert der Essener Polizei aufgeführt. 57 sind es bis heute geworden. Bereits in diesem ersten Weihnachtskonzert stellten sich die Polizeisänger mit einem anspruchsvollen Programm vor. Dargeboten wurden unter anderem: „Ave verum“ und „Laudate Dominum“ von Mozart und die „Missa brevis“ von Haydn.
Musikalischer Gesamtleiter war Willy Ebbeken, der den Chor von 1954 bis 1969 leitete und ihn zu dem Klangkörper formte, den er heute noch darstellt. Das Programm der Weihnachtskonzerte wurde natürlich im Laufe der Jahre anspruchsvoller. Langjährige Besucher dieser Veranstaltung wissen, was sie erwarten können.
Vor dem ersten Weihnachtskonzert hatte es schon einen Höhepunkt im Vereinsleben gegeben, als dem Chor im Jahre 1954 die Ausrichtung des ersten Liedertages der deutschen Polizei übertragen wurde, als 25jährige Jubiläumsveranstaltung der „Interessengemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Polizeigesangvereine“. Die Chronik berichtet, dass der Verein „… diesen hohen kulturellen Auftrag mit dem ersten eigenen Konzert zur vollsten Zufriedenheit aller lösen konnte. Der stete Probenbesuch aller Sänger, die Arbeit des Vorstandes und die Arbeit unseres neuen Chorleiters Musikdirektor Willy Ebbeken fanden ihren verdienten Lohn.“
Nach diesem ersten vollen Erfolg stellte sich nun die Frage, welche Konzerte hauptsächlich im Laufe eines Jahres durchgeführt werden sollten. Man entschied sich für ein Konzert im Frühjahr, anfänglich als Wunschkonzert mit anschließendem Tanz in den Mai deklariert, ein Grugakonzert im Herbst und schließlich für das Weihnachtskonzert im Dezember. Heute gehen die Aktivitäten des Chores weit über dieses anfängliche Mindestprogramm hinaus, insbesondere Sängerfahrten in die nähere und weitere Umgebung sowie Reisen ins Ausland haben den Polizeichor Essen weithin bekannt gemacht, und er hat dadurch mit musikalischen Mitteln seinen Beitrag zur Völkerverständigung geliefert.
Der Erfolg der konzertanten Großveranstaltungen im Essener Raum wäre in diesem Maße nicht möglich gewesen ohne die langjährige hervorragende Zusammenarbeit mit dem Polizeimusikkorps Essen. Über viele Jahre war Günter Eggert, im Essener Musikleben bestens bekannt, ein treuer und zuverlässiger Partner, wenn es um gemeinsame Konzertveranstaltungen ging.
Das Klangvolumen des Polizeichores Essen erklärt sich aus der stattlichen Mitgliedschaft von über 100 aktiven Sängern. Diese beachtenswerte Stärke hebt ihn aus dem Durchschnitt der zahllosen Chöre in Deutschland heraus. Bereits im Jahre 1975 war die magische Zahl 100 erreicht, und der Polizeichor Essen nannte sich stolz die „Singende Hundertschaft“.
Einem Klangkörper dieser Größenordnung stellen sich natürlich im Laufe der Zeit musikalische Großaufgaben, die Sänger und insbesondere Vorstandsmitglieder sehr in Anspruch nehmen. Besondere Erwähnung verdienen: die Ausrichtung des 33. Sängertages des Sängerbundes der deutschen Polizei, die Mitgestaltung des Festgottesdienstes zum evangelischen Kirchentag in der Grugahalle, die Mitwirkung beim deutschen Bundessängerfest in Essen, Teilnahme an zwei Großkonzerten in der Essener Grugahalle, vom ZDF übertragen, von 15.000 Zuhörern besucht.
Chorreisen, insbesondere solche ins Ausland, lassen sich nicht mit normalen touristischen Unternehmungen vergleichen. Immer geht es darum, das eigene kulturelle Liedgut in geeigneter Weise zu präsentieren und ebenso das Gastland in seinen musikalischen Darbietungsformen angemessen zu würdigen.
Völkerverständigung auf musikalischer Ebene vollzieht sich hierbei, und die dabei gewonnenen Kontakte zwischen Chorgemeinschaften und auch Einzelpersonen können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Polizeichor Essen hat seinen Beitrag zu solchen Begegnungen vielfach erbracht. Bei allen diesen Reisen präsentierte er sich als ein würdiger Interpret deutscher Musik und konnte mit Genugtuung oftmals großen Beifall entgegennehmen.
Der Polizeichor Essen hat bei der Auswahl seiner Chorleiter stets das richtige Gespür gehabt. Die eigentliche Aufbauarbeit leistete Willy Ebbeken, Chorleiter von 1954 bis 1969. Im Jahre 1973 übernahm Willy Giesen das Dirigat, in fortgeschrittenem Alter leider schon, wie viele bedauerten. Immerhin setzte er mit seinem musikalischen Können für den Chor neue Akzente. Nach ihm erfüllte Heinz Hasenbein für fast zwei Jahrzehnte die Aufgaben des Chorleiters und führte die musikalische Aufbauarbeit seiner genialen Vorgänger sehr erfolgreich fort. Und seit Januar 2003 leistet Stephan Peller hervorragende Dirigentenarbeit.
Auch in der Wahl seiner Vorsitzenden hat der Polizeichor Essen bisher immer eine glückliche Hand bewiesen. Von 1952 bis 1966 erfüllte diese Pflichten Theodor Drayß, der als „Mann der ersten Stunde“ den Polizeichor aufbaute und mit unermüdlichem Eifer sangeskräftige Beamte zum Beitritt motivierte. Er schuf damit die Grundlagen für das Erscheinungsbild des Chores, so, wie es sich heute noch präsentiert.
Nahezu unglaubliche 40 Jahre schon bekleidet Alfred Brede dieses Amt. Sein Verhandlungsgeschick und seine Gabe, den Chor mit den jeweils treffenden Worten seinem Zuhörerkreis angemessen zu präsentieren, haben ihn für die Chorgemeinschaft nahezu unentbehrlich gemacht. Nicht selten übernimmt er bei Konzerten die Moderation und gewinnt bereits durch die lebendige und humorvolle Art seiner Darbietung die Herzen des Publikums für die Chorgemeinschaft.
Konzertbesucher und Gastinterpreten geben ein Bild von der Wertstellung eines Chores. Die illustre Liste aller prominenten Zuhörer hier aufzuführen würde zu weit führen. Erwähnt sei nur, dass auch der damalige „erste Mann im Staat“, Bundespräsident Gustav Heinemann, zu den Besuchern der Weihnachtskonzerte zählte. Und von den Mitwirkenden bei Konzerten des Polizeichores Essen seien nur die genannt, deren Bekanntheitsgrad die 100%-Marke erfüllt, wie zum Beispiel Heinz Hoppe, Karl Ridderbusch, Günter Wewel, Ivan Rebroff, Rita Streich.
Der Polizeichor Essen im Jahre 2012. Unberührt vom viel beklagten Chorsterben füllt begeistertes Interesse seiner Mitglieder an Chor- und Konzertmusik allwöchentlich den Probensaal zu jeweils zwei Stunden intensiver Arbeit. Seine Konzerte werden auch in Zukunft ihren festen Platz im Musikleben der Stadt Essen haben.